(in Kooperation mit der Lit.Eifel e.V.)
Antike und Gegenwart, eng verwoben im Kulturhof Velbrück:
Die Welt in einem Kaller Wassertropfen
und eine Weltpremiere bei der Lit.Eifel
WEILERSWIST. Einen Abend mit präzise gewählten Worten, die sich erst in Zeilen und dann in eine ganze Geschichte verwandelten, und selten so gehörter Musik: Das erlebte das rund 50-köpfige Publikum im nach der Flutkatastrophe mit großer Liebe und schönen Details wieder aufgebauten Kulturhof Velbrück. Im Rahmen der Lit.Eifel verwoben sich ebenso mystisch wie mythisch die Lesung von Norbert Scheuer aus seinem neuesten Buch „Mutabor“ und die Flötentöne, die Rainer Berger unterschiedlichen Instrumenten entlockte – bis hin zu überraschenden Beat-Box-Klängen. Es war eine Welturaufführung: Noch niemand durfte diese kongeniale Kombination zuvor öffentlich hören und sehen; das Buch ist ja erst im Juli erschienen. Die Musik mit dem Titel „Papyrus“ hatte Berger eigens zu „Mutabor“ komponiert.
Zum zweiten Mal bereicherte der 1951 in Prüm geborene Norbert Scheuer allein in diesem Jahr die Lit.Eifel – er ist quasi ein Stammgast am Lesetisch des Festivals. „Mutabor“ lässt nicht ohne Grund Erinnerungen wach werden – es ist das Zauberwort aus dem historischen Märchen „Kalif Storch“ von Wilhelm Hauff. Und die Sinnzusammenhänge reichen sogar in die Antike zurück, auch bei der begleitenden Musik. Selten jedoch werden sie so aktuell verknüpft wie bei Norbert Scheuer – und so lokal verortet. Er wohnt in Kall; die Protagonistin des Romans, Nina Plisson, ebenfalls. „Norbert Scheuer hat dem Genre des Heimatromans ganz neue Qualität verpasst: nämlich literarische“, sagte die Moderatorin des Abends und Gastgeberin als Leiterin des Kulturhofs Velbrück, Marietta Thien, schon bei der Begrüßung. „Er schreibt mit seinen Romanen eine Geschichte des Urftlandes in der Eifel – und widmet sich insbesondere seiner heutigen Heimat: die ganze Welt spiegelt sich in einem Kaller Wassertropfen“ – oder in den schillernden Seifenblasen, die Norbert Scheuer noch vor der Lesung in den Raum entsandte.
Das Buch ist ein Plädoyer für den unschätzbaren Wert, schreiben und lesen zu können: Nina Plisson hatte damit Schwierigkeiten. Als ihr eine Lehrerin im Ruhestand hilft, hält sie in ihren Notizen früheste Kindheitserinnerungen fest. Wie war das damals mit dem „Palast der Störche“ und dem Liebhaber ihrer Mutter? Welches verborgene Geheimnis will entdeckt werden, damit Nina ihre eigene Vergangenheit, ihren Platz in der Gesellschaft und ihr Glück finden darf?
Am Ende des Buches bedankt sich der Autor bei einer Nina, die ihm im wirklichen Leben in einem Supermarkt einen Packen Hefte in die Hand drückte. Sind sie die Grundlage von „Mutabor“, wer ist diese Nina? Scheuer antwortete nach der Lesung so geheimnisvoll wie sympathisch-bescheiden: „Am Ende schreibe ich doch immer nur das auf, was die Menschen mir erzählen.“
(Ronald Morschheuser)







Ein besonderer Autor tritt im Rahmen des Festivals Lit.Eifel in Erscheinung: der 1951 in Prüm geborene Norbert Scheuer liest im Kulturhof Velbrück in Metternich aus seinem neuesten Werk »Mutabor«. Moment – kommt da nicht eine Erinnerung hoch? War »Mutabor« nicht das Zauberwort aus »Kalif Storch« von Wilhelm Hauff? Richtig! In seinem neuen Roman verbindet Scheuer das historische Märchen mit einem aktuellen Thema. Lesens- und hörenswert!

»Die junge, elternlose Nina Plisson weiß nicht, was aus ihrer Mutter geworden ist, auch nicht, wer ihr Vater war. Wissen andere in ihrer kleinen Heimatstadt Kall mehr? Was wird ihr vorenthalten? Nachdem das vereinsamte und widerspenstige Mädchen lange Zeit große Schwierigkeiten hatte, lesen und schreiben zu erlernen, wird sie sich, angeleitet von der pensionierten Lehrerin Sophia Molitor, grundlegend verändern. Immer näher kommt sie dem Geheimnis, das ihr all die Jahre beharrlich verschwiegen wurde. Einfühlsam und spannend erzählt Norbert Scheuer in seinem neuen Roman mit dem ihm eigenen poetischen Ton von der Suche einer einsamen jungen Frau nach ihrer Geschichte, nach Zugehörigkeit und Glück.«
Norbert Scheuer wurde 2019 mit dem Konejung Preis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Er erhielt für den Roman Winterbienen den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis, außerdem gelangte er erneut auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.

WANN: Dienstag, den 6. September 2022, 19 Uhr
WO: Kulturhof Velbrück e.V., Meckenheimer Str. 47 in 53919 Weilerswist-Metternich
Um Anmeldung wird gebeten unter m.thien@velbrueck.de.